Biografie

  • Annemarie Scherer 1930s
    Annemarie Scherer's künstlerische Wurzeln liegen in der textilen Gestaltung. Nach ihrer Ausbildung in Saarbrücken und Offenbach war sie bis in die 1950er Jahre als Textildesignerin tätig. 
     

    Im Stillen löste sie sich zunehmend von den traditionellen kunsthandwerklichen Formen und begann, die Grenzen zwischen angewandter und freier Kunst zu hinterfragen. Bereits ihre ersten abstrakten Arbeiten stießen in Künstlerkreisen auf große Resonanz - eine frühe Anerkennung, die sie ermutigte, sich an Ausstellungen zu beteiligen.

     

    Im Kontrast zur normativen Kunstauffassung der Nachkriegszeit beschritt sie einen eigenwilligen Weg, der sich vom Funktionalen und Dekorativen löste. Zwischen textilem Handwerk und freier künstlerischer Formensprache entwickelte sie eine eigenständige Bildsprache - vielschichtig, materialbetont und ihrer Zeit voraus.

  • Annemarie Scherer H. wirkte in einer Zeit, in der Frauen in der Kunst nur schwer Anerkennung fanden. Als Künstlerin, Mutter und in einer ländlichen Umgebung lebend, war sie mehrfachen Einschränkungen unterworfen: den traditionellen Rollenbildern, den begrenzten Möglichkeiten für Frauen und der kunstfeindlichen Ideologie des Nationalsozialismus, der individuelle Ausdrucksformen unterdrückte. 

  • Annemarie Scherer H.

    1910 - 1990

    Annemarie Hassdenteufel wurde am 23. November 1910 in Sankt Wendel im Saarland als erstes von fünf Kindern geboren.

     

    Ihr Vater, Karl Hassden-teufel, war Kunst- und Möbelschreiner, ihre Mutter Maria, geborene Nau, Hausfrau.

    In ihrer Heimatstadt besuchte sie die höhere Töchterschule und entwickelte früh ein ausgeprägtes Interesse an Kunst, Handarbeit und Gestaltung von Innenräumen.

    1926 – 1928

    Studium in Saarbrücken  - Staatliche Schule für Kunst und Kunstgewerbe in Saarbrücken  

    (heute HBK - Hochschule für Bildende Künste Saar)

    Ihren Wunsch, am Bauhaus in Dessau studieren zu dürfen, lehnte ihr Vater ab. Stattdessen begann sie ihr Studium 1926 an der Staatlichen Schule für Kunst und Kulturgewerbe in Saarbrücken, unter Direktor Fritz Grewenig. 

     

    1928 – 1930

    Studium in Offenbach  - Technischen Lehranstalten in Offenbach am Main  

    (heute HfG - Hochschule für Gestaltung Offenbach)

    1928 wechselte sie an die Technischen Lehranstalten in Offenbach am Main. Dort studierte sie in der Klasse für Textile Gestaltung bei Maria Steudel und vertiefte ihr gestalterisches und handwerkliches Können. 

     

    1930 – 1932

    Volontariat Kunstgewerbeatelier, Hanau

    Nach dem Abschluss absolvierte sie ein Volontariat im Kunstatelier ihrer Studienfreundin Reinhilde Vorberg in Hanau. Die Arbeit endete 1932, als Vorberg in die USA auswanderte.

     

    1932 – 1935  

    Rückkehr nach St. Wendel 

    Zurück in ihrer Heimatstadt gestaltete und webte sie Stoffe, Bezüge, Decken, Teppiche für Innenausstattungen und Polstermöbel für den väterlichen Betrieb. 

     

     

    1935 – 1960  

    Familie, zweiter Weltkrieg

    1935 heiratete sie den Kaufmann August Scherer und wurde Mutter von drei Kindern. In den Jahren des Nationalsozialismus konzentrierte sich ihre kreative Arbeit auf Entwürfe und die Gestaltung textiler Arbeiten. 

     

    1960 – 1970

    Übergang von textiler Gestaltung zur freien Kunst

    In den 1960er-Jahren wandte sich Annemarie Scherer zunehmend der freien Kunst zu. Sie schuf eine Reihe expressiver Hinterglasbilder sowie abstrakter Landschaften in verschiedenen Farb- und Formkompositionen. Um 1965 entstanden ihre ersten Monotypien – zunächst durch Abdrücke von Glasbildern, später erweitert um Tuschezeichnungen, Linienstrukturen und farbigen Akzenten.

     

    1970 – 1990

    Papiercollagen und künstlerische Anerkennung

    Ab den 1970er-Jahre arbeitete sie fast ausschließlich mit Papiercollagen. Ihre Werke wurden zunehmend öffentlich ausgestellt und fanden Anerkennung in der regionalen Kunstszene. Ihre Collagen zeichnen sich durch eine poetische Verbindung von Material, Struktur, Sand und Farbe aus, womit sie eine individuelle Formensprache mit einem hohen Widererkennungswert entwickelt hat.

     

    Annemarie Scherer verstarb am 11. August 1990 in St. Wendel.  Am 23. November 1990 wurde sie posthum mit dem Mia Münster Preis für Bildende Kunst der Stadt St. Wendel ausgezeichnet.

  • Original Webstuhl von Annemarie Schrer von 1890 (c) Anne Scherer
    Original Hochwebstuhl von Annemarie Schrer von 1890